Mountainbiking Tour von Nord- nach Südwales

„Episch“ ist ein oft benutztes, fast schon klischeehaftes Wort in der Welt des Mountainbikens. Doch manchmal passt es einfach perfekt.

Ich bin die Sarn Helen im Sommer 2022 zusammen mit Phill und Polly von Mountain Bike Wales gefahren. Beim Buchen klang es nach einer machbaren Herausforderung mit ein paar Aufs und Abs, auf einer Reise von Nord- nach Südwales.

Was folgte, war ein eindrucksvolles, lebensveränderndes Erlebnis: vor einer sich ständig wandelnden Landschaft, begleitet von meinem Freund Dave, von Phill „Superman“ genannt wegen seiner Fähigkeit, unmögliche Anstiege zu meistern und seiner Ähnlichkeit mit Henry Cavill, und – kaum zu glauben – bei nahezu durchgehendem Sonnenschein.

Entfernung ca. 70 km

Am ersten Tag der Tour verließen wir Conwy ohne wirklich zu wissen, was uns erwartete. Der undefinierbare, matschige Abschnitt gegen Ende des Tages war im Briefing nicht erwähnt worden, und so kamen wir schließlich dankbar für die Schuhtrockner, die wohltuende Gastfreundschaft und das Essen in unserer Unterkunft an. Tag eins war geprägt von Ausblicken, von Pollys Backkünsten, vom Zusammenspiel zwischen Natur und menschlichem Einfluss und von der körperlichen Herausforderung, die uns die ganze Woche über begleiten sollte.

Highlights

• Ein wunderschöner Start am Castell Conwy und der Uferpromenade.
• Eine anspruchsvolle, steinige Route entlang des Llyn Cowlyd und eine tolle Abfahrt nach Capel Curig.
• Weiter auf der Sarn Helen Route von Dolwyddelan bis zum Steinbruch Cwt-y-Bugail – eine verrückte Landschaft mit großartigen Geschichten über königliche Juwelen und Kunstwerke, die hier im Zweiten Weltkrieg versteckt wurden. Der Aufstieg dorthin war allerdings brutal und erforderte teils das Schieben der Räder.
• Sagenhafte Ausblicke auf die walisische Nordküste und nach Süden Richtung Rhinogydd.
• Die Sarn Helen Route und das „Amphitheater“ oberhalb von Trawsfynydd.

Entfernung ca. 75 km

Meine Erinnerungen an Tag zwei sind geprägt vom friedlichen Blick auf das idyllische Mündungsgebiet des Mawddach aus großer Höhe und vom süchtig machenden und mitreißenden Nervenkitzel der felsigen Abfahrten, die gerade noch so innerhalb meiner Komfortzone waren.

Highlights

• Die Sarn Helen Route hinein in den „Wald der Könige“ – Coed y Brenin; viel Spaß auf angelegten Singletracks.
• Kaffee und Kuchen in den Cafés von Dolgellau.
• Entlang der Mawddach-Mündung und der Anstieg über die Ffordd Ddu – eine alte Viehtriebstraße – mit atemberaubenden Ausblicken auf die Küste.
• Die letzte Abfahrt von Rhydyronen in Richtung Pennal bietet grandiose Ausblicke auf das Gebiet der Dyfi-Mündung.

Entfernung ca. 55 km

Am dritten Tag hatten wir uns langsam auf den Rhythmus des täglichen Fahrens eingegroovt. Auch wenn das nicht unbedingt auf einen Anstieg von 450 Höhenmetern direkt nach dem Frühstück vorbereitet, lenkten uns die weiten Panoramaausblicke von der Anstrengung ab. Beim letzten Anstieg machte „Superman“ seinem Spitznamen alle Ehre und meisterte den endlos langen Aufstieg bis nach Devil’s Bridge im Sattel. Der Rest von uns – Phill eingeschlossen – schob hingegen.

Highlights

• Markttag (Mittwoch) in Machynlleth – also ein trubeliger Start aus dem Städtchen hinaus.
• Das Glaslyn-Naturreservat und das „Hydrogen Valley“ vermitteln auf dem Rad ein Gefühl von absoluter Abgeschiedenheit, während der Pumlumon, der höchste Gipfel der Cambrian Mountains, überall zu sehen ist.
• Mehr Fahrspaß auf dem roten Trail im Nant yr Arian.
• Zum Abschluss ein wohlverdientes Bier (oder zwei) in Hafod, Devil’s Bridge. Ein wirklich wunderschöner Aufenthalt.

Entfernung ca. 75 km

Da es so trocken war, führte uns der Weg am vierten Tag über den Monks Trod. Ponys beobachteten uns neugierig, während wir auf dem kaum sichtbaren Pfad fuhren, der seit Jahrhunderten Teil einer historischen Route ist. Ganz in der Nähe lagen die Staudämme des Elan Valley, die ab dem späten 19. Jahrhundert errichtet wurden – eine Erinnerung daran, dass sich Landschaften stetig verändern.
Was dann folgte, war das komplette Kontrastprogramm zu dieser stillen Szenerie: die beste Abfahrt der gesamten Tour, bekannt als „The Links“. Genug Steine und Felsen für perfekten Grip und gerade herausfordernd genug, um am Ende völlig euphorisch zu sein. Ich würde diese Abfahrt immer wieder fahren.

Highlights

• Der „Arch“ ist ein schöner Ort für eine Pause, bevor es weiter in den Hafod Estate geht.
• Die Teifi Pools und das Elan Valley bieten wilde Strecken.
• Route 8 ist am Ende eines langen Tages sehr angenehm und führt schließlich hinunter nach Builth Wells.

Entfernung ca. 60 km

Tag fünf begann in Builth Wells mit einem großzügigen Frühstück. Wir kamen zügig voran, waren die „Wow“-Ausblicke inzwischen gewohnt und konnten die langen Anstiege besser einschätzen. Uns wurde bewusst, dass wir dem Ziel näherkamen. Körperlich und mental spürten wir die Anstrengungen der letzten Tage, aber gleichzeitig wollten wir nicht, dass dieses Erlebnis endet. Dank Pollys Kochkünsten hatte ich in dieser Nacht jedenfalls keinerlei Probleme mit dem Einschlafen.

Highlights

• Über das Epynt-Gebirge nach Brecon, mit einem Abstecher nach Y Gaer – für Ausblicke auf die Black Mountains und die Gipfel im Bannau Brycheiniog (Brecon Beacons) Nationalpark – einfach atemberaubend.
• Dann die lange, gerade Strecke der Sarn Helen von Brecon vorbei am Besucherzentrum der Brecon Beacons und weiter über den Pass nach Ystradfellte – fast durchgehend schnurgerade und eindeutig eine römische Straße.

Entfernung ca. 85 km

Der sechste Tag brachte uns zurück in die trubelige Welt voller Menschen. Ich erinnere mich daran, wie wir in Swansea ankamen und beim Fahren entlang der Promenade das Gefühl hatten, fast am Ziel zu sein (waren wir aber nicht). Mit nur noch wenigen Anstiegen – und beobachtet von vielen Ponys – holten wir das Letzte aus unserer Reise durch Wales heraus. Wir erreichten schließlich Worm’s Head, als Nebel aufzog.

Highlights

• Los ging es auf der schnurgeraden Sarn Helen Route in Richtung Banwen, wo man ein „neues römisches Mosaik“ der Sarn Helen Route auf dem Boden bestaunen kann.
• Dann folgten 10 km anspruchsvoller, steiniger Strecken bis nach Neath und dort angekommen ein willkommenes Treffen mit dem Support-Van für Essen und frische Kleidung.
• Weiter durch den wuseligen Hafen von Swansea und das Seebad Mumbles, dann auf den sehr holprigen Gower Way.
• Auf dem Höhenrücken fuhren wir mit atemberaubenden Ausblicken auf die Küste und in Richtung Three Cliffs Bay – wunderschöne Reitwege, wilde Ponys und schließlich die kilometerlange Rhossili Bay mit dem sehr einladenden Worms Head Hotel.

Auch über zwei Jahre später spüre ich noch dieses Gefühl von Erfüllung: erschöpft, voller Erinnerungen und innerer Wärme. Manchmal ist „episch“ einfach das einzige passende Wort.

Alex nahm an einer geführten Tour teil, die von zertifizierten Mountainbike-Experten geleitet wurde. Unterkunft, Verpflegung, Gepäck- und Ausrüstungs-Transfers sowie Beratung vor den Touren sind inklusive – außerdem begleiten ein Support-Van und erfahrene Guides die Teilnehmer während der gesamten Strecke.

Wenn Sie planen, die Sarn Helen Wales Coast to Coast-Tour auf eigene Faust zu unternehmen, sollten Sie unbedingt den offiziellen Sarn Helen Trail Guidebook und die Routendetails in Ihre Planung einbeziehen. Es gibt viele verschiedene Strecken – sowohl auf der Straße als auch abseits davon, je nach Können, Ausdauer und Fahrradtyp.

Diese mehrtägige Tour ist ein unglaubliches, anspruchsvolles Bikepacking-Abenteuer über wilde und abgelegene Offroad-Strecken. Sie brauchen die passende Ausrüstung und Erfahrung, um sie sicher zu meistern.

• Folgen Sie den Sicherheitstipps von Adventure Smart, um gut vorbereitet zu sein.

Unterkünfte entlang der Route finden Sie über unsere Unterkunftssuche. Mit dem Gütesiegel ‚Cyclists Welcome‘ ausgezeichnete Unterkünfte bieten einen Trockenraum, eine sichere Abstellmöglichkeit, eine Fahrradwaschstation und ein Werkzeugset.