Wales: Ein Reiseziel für Surfer zu jeder Jahreszeit

Mit einer Küstenlänge von rund 2.700 Kilometern und einer einzigartigen Mischung aus Atlantiklage, Tidenhub und rauer Schönheit bietet Wales ein unvergleichliches Surferlebnis, das von anfängerfreundlichen Beach Breaks bis hin zu erstklassigen Riff- und Point Breaks für geübtere Surfer alles zu bieten hat.

Wenn wir von „guten Surfbedingungen“ sprechen, meinen wir damit eigentlich zwei verschiedene Dinge: Zum einen sind damit gleichmäßige Wellen gemeint, also Orte, an denen fast jeden Tag Wellen brechen. Zum anderen sind damit eher seltene, aber perfekt geformte Wellen gemeint. Ob man nun einen langen Point Break entlangfliegt oder eine Inside-Out-Slab nimmt – Wales hat all das zu bieten.

Ein Surfer hockt auf seinem Brett in einer sich schnell kräuselnden Welle, während das Wasser um ihn herum einen Tunnel bildet.

Der walisische Profi-Surfer Patrick Langdon-Dark beim Surfen am Llangennith Beach, Gower, Westwales.

Zuverlässige Surfspots für geübte Surfer

Zunächst einmal: Wo gibt es garantiert Wellen – die zuverlässigen Spots? Von Nordwesten bis Südosten gibt es zahlreiche Beach Breaks – also Orte, an denen die Wellen über Sandbänken am Strand brechen – mit genügend Atlantik-Zugang, um ordentliche Wellen aufzubauen. Allen voraus überzeugt die hufeisenförmige Bucht von Llangennith in der Nähe von Swansea, wo es drei verschiedene Beach Break Zonen gibt. Je weiter man sich nach Norden bewegt, desto höher und anspruchsvoller werden die Wellen. Weiter im Südosten, nicht weit von Cardiff entfernt, liegt Porthcawl's Rest Bay an der Sie zu allen Gezeiten surfen können.

Surfer hält Surfbrett mit hohem Gras und Meer im Hintergrund.
Nahaufnahme einer sich kräuselnden Meereswelle mit grünlich-gelbem Wasser, Strand und Dünen im Hintergrund unter klarem Himmel.

Surfen am Llangennith Beach, Gower, Westwales.

Westlich dieser Gebiete befinden sich die drei Strände Freshwater West, Newgale und Whitesands in Pembrokeshire, die alle geeignete Sandbänke haben. Letzterer ist jedoch besonders gut für Shortboard-Surfer geeignet – kein Wunder also, dass hier derzeit einige der gefragtesten Surfer des Landes zu Hause sind, darunter Josie Hawke oder die Brüder Buick.

Brechende Meereswelle in Küstennähe bei Freshwater West, Pembrokeshire, Westwales, im Hintergrund Klippen und grasbewachsene Hügel.

Der Grund, warum Freshwater West in Pembrokeshire die Massen anzieht.

Weiter nördlich, tiefer im „Windschatten“ Irlands, kann man an den meisten Tagen surfen, beispielsweise an den Stränden von Borth und Tywyn und schließlich in Porth Neigwl, auch bekannt als „Hell's Mouth“ (Höllenmund), an der Spitze der Halbinsel Llŷn. Wenn eine Fahrt auf der idyllischen Strecke zwischen diesen Orten nicht reicht, um Ihre Fantasie fürs ganzes Leben anzukurbeln, dann schaffen es garantiert das blaue Wasser und die rohe Kraft der Wellen. 

Surfer hoch oben auf einer sich krümmenden Welle, darunter weißer Schaum und raue Meereswellen.

Porth Neigwl (bekannt als „Höllenmund“), Halbinsel Llŷn, Nordwales.

Wenn die Wellen so richtig loslegen

Wales ist jedoch mehr als nur ein Ort mit „normalen“ Wellen, denn hier finden sich an den richtigen Tagen auch seltenere, aber umso begehrtere Surfbedingungen. Bevor ich darauf eingehe, wo sich die spektakulärsten Spots des walisischen Surfens finden lassen, lohnt es sich, ein paar zu erwähnen, die sowohl für ihre Zuverlässigkeit und ihre spektakulären Wellen bekannt sind – wie die imposanten Wellenberge von Aberavon in Port Talbot oder den Harbour Trap in Aberystwyth. Wer an einem guten Tag hier ins Wasser geht, sollte freundlich zu den einheimischen Surfern sein und sich beim Wellenreiten abwechseln!

Surfer in einem schwarzen Neoprenanzug reitet eine sich kräuselnde Welle, deren Kamm vom goldenen Sonnenlicht beleuchtet wird.
Brechende Meereswelle in Küstennähe mit Stadtgebäuden im Hintergrund unter klarem Himmel.

Die berühmten Linkskurven von Aberavon, Port Talbot, im Hintergrund der Campus der Swansea University

Selten, aber genauso wertvoll, sind die echten Vorzeigespots, denn hier kann der reisende Surfer richtig belohnt werden. Wenn der Atlantik einen ordentlichen Sturm in Richtung Wales schickt, können versteckte Buchten und Winkel sich plötzlich anfühlen wie in Indonesien – vorausgesetzt, man hat nichts gegen Neopren und eine vom Wind gezeichnete Haut. Zu den bekanntesten Spots – noch immer mit sandigem Boden – zählen Broadhaven South bei Stackpole und – ob Sie es glauben oder nicht – der Strand Tenby South. Wenn die Sonnenanbeter im Winter wieder im Büro sitzen, kann ein kräftiger Südwestwind hier für beeindruckende Barrels sorgen, die hartgesottene Surf-Fans begeistern. Auch wenn diese Spots bekannt sind, sollte man mit realistischen Erwartungen anreisen: An solchen Tagen kämpfen Weltklasse-Surfer um Weltklasse-Wellen und obwohl Surfer von Außerhalb willkommen sind, gehört die Welle des Tages oft den erfahrenen Einheimischen. Da heißt es: beobachten, zuhören und die Chance ergreifen, wenn die Wellen kommen! Weitere Surfspots sich auf der Halbinsel Llŷn in Nordwales – doch um herauszufinden, wo diese genau sind, müssen Sie die Augen und Ohren offen halten und bei den Einheimischen die richtigen Fragen stellen.

Fort auf felsigem Hügel über dem Meer, mit Wellen, die am Strand brechen, und zwei Menschen im Wasser unter einem teilweise bewölkten Himmel.
Sich kräuselnde Meereswellen mit felsiger, grüner Küste im Hintergrund unter klarem Himmel.

Der Strand von Tenby South mit der Festung auf St. Catherine's Island im Hintergrund und Tube-Wellen vor der Küste der Halbinsel Llŷn

Point und Reef Breaks für die Erfahrenen und Abenteuerlustigen

Was Reef oder Point Breaks angeht – traditionell die begehrtesten Ziele für internationale Surf-Abenteurer – hat Wales einiges zu bieten. Entscheidend ist dabei die außergewöhnliche Vielfalt an Wind- und Tidenbedingungen. Während auf der einen Seite einer Stadt oder Landzunge der Wind kräftig an Land bläst, sorgt er auf der anderen Seite oft für den perfekten Wind, der aufs Meer hinaus bläst. Ein Paradebeispiel dafür sind die Riffe an der Südküste der Halbinsel Gower westlich von Port Eynon: Entlang der zerklüfteten Küste verstecken sich bei den richtigen Windbedingungen mehr als ein halbes Dutzend Weltklasse-Spots. Wenn Wind und Gezeiten im Einklang sind, schlägt hier das Surferherz höher. Bei stürmischem Wetter verwandelt sich die Langland Bay innerhalb einer einzigen Tide in ein wahres Paradies aus Point, Reef und Beach Breaks. Und wenn die Weltenbummler der Surfszene wie Patrick Langdon-Dark, Alys Barton und viele weitere gerade Landgang haben, kann es gut sein, dass man ihnen hier begegnet.

Surfer in der Luft über einer Welle mit geneigtem Brett und Wasserspritzer, Meer und felsiger Hintergrund sichtbar.

Der walisische Profi-Surfer Patrick Langdon-Dark beim Surfen in Langland Bay, Westwales

Auch die Glamorgan Heritage Coast ist reich gesegnet mit Reef und Point Breaks. Wie auf der Halbinsel Gower gilt auch hier: Der Kniff ist es, Wind- und Gezeitenverhältnisse gut zu recherchieren. So konnte etwa der mehrfache walisische Surfmeister Logan Nicol hier seinen unverwechselbaren Stil perfektionieren. Wer bereit ist, zu Fuß auf Entdeckungstour zu gehen, wird am Ende des Weges belohnt. Für alle, die lieber mit Parkplatz und Gesellschaft surfen, bieten vor allem im Winter die Surf-Hotspots Porthcawl und Llantwit Major – jeweils am Anfang und Ende der Küste gelegen – hochwertige Point Breaks. Eine ähnliche Vielfalt an Riff Breaks gibt es auch in Pembrokeshire, allerdings deutlich abgeschiedener gelegen. Für manche dieser Spots muss man allerdings die Wanderschuhe gegen ein gut gesteuertes Boot tauschen. Das Abenteuer wartet – man muss es nur wagen.

Surfer mitten in der Bewegung auf der Wellenkrone, mit Wasserspritzer, Meer und Himmel im Hintergrund.

Der walisische Surfer Callum Thomas surft am Porthcawl Point, Südwales

Weniger bekannte Surf-Spots mit besonderen Bedingungen

Nicht zuletzt muss auch die oft übersehenen Küste von Ceredigion erwähnt werden, denn auch hier gibt es erstklassige Point Breaks. Allerdings sind diese wohl die seltensten und am schwierigsten zu erwischen, denn der vorherrschende Südwestwind spielt den besten Spots meist nicht in die Karten. Sollte sich der Südostwind jedoch mal blicken lassen, zaubert er beeindruckend glatte Linien-Wellen bis hinauf nach Nordwales und an den Rand der Berge in Eryri (Snowdonia). Gerade diese Unberechenbarkeit der Natur macht den besonderen Reiz aus.

Teilweise unter Wasser liegender Felsen an einem ruhigen Strand mit entfernten Klippen und bewölktem Himmel.
Sandstrand mit Wellen, felsige Klippen im Hintergrund und ein paar Menschen, die unter einem leicht bewölkten Himmel das Wasser genießen.

Llangranog, Ceredigion und Tresaith Beach, Ceredigion

Abschließende Tipps zum Surfen in Wales

Zum Schluss noch mein wichtigster Tipp für alle, die in Wales auf der Suche nach Wellen sind (neben der Notwendigkeit des passenden Neoprenanzugs für die jeweilige Jahreszeit): Bleibt aufmerksam und haltet die Augen offen für Überraschungen, denn hier habe ich die Surfbedingungen sich schneller ändern sehen als irgendwo sonst auf der Welt. Was eben noch wie ein unattraktiver, vom Wind zerzauster Felsen oder wie ein unscheinbares Riff aussah, kann sich Minuten später in einen wahren Schatz verwandeln. Genau dieses „Jagen nach der perfekten Welle“ macht das Surfen in Wales zu einem der aufregendsten Abenteuer, die man erleben kann. Und falls das Wetter mal nicht mitspielt, sorgt die legendäre walisische Gastfreundschaft dafür, dass es trotzdem nie langweilig wird. Aber auch dann: Verliert das Meer nie ganz aus den Augen – vielleicht wartet das Surferlebnis eures Lebens schon hinter der nächsten Winddrehung, an einem einsamen Spot, ganz für euch allein.

Das Innere einer grünen Welle mit Sonnenlicht, Küstenlinie und Hügeln im Hintergrund unter einem bewölkten Himmel.

Die Surfbedingungen an einigen Orten in Wales könnten zu einer der aufregendsten Reisen werden, die Sie jemals erleben werden.

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