Außenseiter mittendrin

Um ganz ehrlich zu sein: Ich komme nicht aus Hay, sondern aus Cardiff und Jamie kommt aus London. Als wir heirateten, beschlossen wir, uns an der Grenze zu treffen und Hay-on-Wye war dafür eine gute Wahl. Die wunderschöne Llanstephan Church (nur 20 Minuten entfernt und alleine wegen der Hängebrücke einen Besuch wert) wurde von uns auserkoren. Wir kommen in der Regel mindestens zweimal im Jahr hierher zurück und wie viele Ortsfremde lieben wir diesen Ort und fühlen uns so willkommen, dass sich jeder Besuch wie Nachhausekommen anfühlt.

Das Hay Festival ist ein fester Bestandteil unseres Jahreskalenders. Wir lieben die Vielzahl an Lesungen, Vorträgen und Debatten, die Aktivitäten für Kinder und die Partys für Erwachsene. Doch in und um Hay-on-Wye gibt es noch viel mehr zu sehen und zu erleben als das Festival. So haben unsere Besuche immer ein volles Programm. 

Ein Camper-Van in einem Feld.
Eine schmale, kurvenreiche Straße, die einen Berg hinaufführt.

Der Van von Cathryn und Jamie auf einem Feld oberhalb von Hay-on-Wye und die Straße unterhalb des Hay Bluff in Richtung Gospel Pass.

Stöbern, Schlürfen, Schlemmen

Shoppen in Hay-on-Wye macht richtig Spaß. Die Kleinstadt ist natürlich berühmt für ihre vielen Antiquariate. Die meisten sprechen über das wunderschön restaurierte Richard Booth’s Books, aber auch einige kleinere Geschäfte verdienen etwas Aufmerksamkeit. Stella & Rose’s Books hat sich auf seltene und vergriffene Kinderbücher spezialisiert – ein wunderbarer Laden, um Geschenke zu kaufen oder einfach in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen. Ebenfalls schwer zu widerstehen ist Murder and Mayhem, der Krimi- und Horror-Buchladen mit zwei Etagen voller klassischer Detektiv- und Mystery-Romane.

Doch Hay hat mehr zu bieten als nur Bücher. Wenn Jamie plötzlich verschwunden ist, findet man ihn meist bei Haystacks, wo er sich durch die große und gut sortierte Auswahl an Secondhand Schallplatten wühlt. Oder er stöbert im The Old Electric Shop durch die bunte Mischung aus Retro-Wohnaccessoires, Kleidung und Möbeln. Tagsüber gibt es dort auch ein charmantes Café, abends manchmal Live-Musik und wirklich starke Cocktails – ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Auch kulinarisch hat Hay einiges zu bieten: Im Old Black Lion gibt es gehobene Pub-Küche und ein gemütliches B&B. Die Weinkarte dort kann sich ebenfalls sehen lassen wie auch die Auswahl an lokalen Ales.

Ein kleines Kind, das auf dem Boden einer Buchhandlung ein Buch liest.
Mann, der auf dem trig point von Hay Bluff steht, mit einem Fahrrad darunter.
Ruinen des Klosters Llanthony

Ernie schaut sich die Kinderabteilung bei Booth's in Hay-on-Wye an, Jamie feiert, dass er den Gipfel des Hay Bluff erklommen hat und die Llanthony Priory.

Mit dem Boot, dem Rad und zu Fuß

Das Städtchen selbst hat zwar viele Reize, doch sein größter Vorzug ist wohl seine Lage. Mit den Black Mountains und den Brecon Beacons, dem mäandernden River Wye und den vielen Seen und Wäldern mangelt es nicht an Möglichkeiten, die eindrucksvolle Landschaft zu genießen.

Way2Go Adventures bietet individuell zugeschnittene Ausflüge an – von halbtags bis ganztägigen Exkursionen. Besonders schön ist es, an einem der vielen versteckten Plätze entlang des Flusses ein Picknick zu machen. Wer nicht so gerne paddelt, kann stattdessen einen entspannten Nachmittag am Flussstrand verbringen, den die Einheimischen „The Warren“ nennen. Dort kann man Kiesel übers Wasser flitschen lassen und den Kajakfahrern dabei zusehen, wie sie in den sanften Stromschnellen kentern.

Ein Mann auf einem Mountainboard, der bergab fährt.

Jamie versucht, mit einem Mountainboard einen Hügel hinunterzufahren.

Eine weitere tolle Möglichkeit, die Gegend zu erkunden, ist mit dem Fahrrad. Drover Cycles verleiht gute Mountainbikes und kennt tolle Offroad-Strecken in der näheren Umgebung – von einer grünen (leichten) sechs Kilometer-Runde bis hin zur schwarzen (schweren) 45 Kilometer Tour, die einen ganzen Tag dauert und wirklich hart ist. Jamie hat sie letztes Jahr gemacht und zeigt heute noch stolz die Narben. Wer lieber auf der Straße unterwegs ist, wird (hoffentlich!) Freude am langen Anstieg zum Gospel Pass haben. Dies ist die höchste öffentliche Straße in Wales, eingebettet zwischen Hay Bluff und Twmpa, mit einigen der spektakulärsten Panoramaausblicke der Region. Wer dann ins nächste Tal hinunterfährt (je nach Reifen auf der Straße oder querfeldein), stößt auf die bezaubernde Abtei Llanthony Priory aus dem 12. Jahrhundert. Die Abtei ist zwar eine Ruine, aber der Pub zum Glück nicht. Dort findet sich eine feine Auswahl an Bieren und gutem Essen, falls man sich vor dem langen Rückweg stärken möchte.

In der Region rund um Hay gibt es auch viele wunderbare Wanderwege, was Hay zu einem idealen Ausgangspunkt für einen Wanderurlaub macht. Bevor Sie losgehen, müssen Sie sich unbedingt eine OS-Karte (Landranger 161), die in jedem guten Buchladen (und davon gibt es in Hay genug!) erhältlich ist, besorgen. Für einen gemütlichen Spaziergang eignen sich die vielen Forstwege, etwa im Hay Forest bei Felindre oder – etwas weiter entfernt – die schöne Rundwanderung im Wald oberhalb von Llaneglwys mit herrlichen Ausblicken. Für geübte Wanderer verspricht die Rundtour über den Pen y Fan und Corn Du sowohl Anstrengung als auch Begeisterung.

Sonnenaufgang im Wye Valley.

Sonnenaufgang über dem Wye Valley (um die Ecke in Llanstephan)

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