Die Kelten & die frühe Christianisierung

Wales ist genau wie Schottland und Irland keltischen Ursprungs. Ein Beweis hierfür ist, dass die keltische Geschichte noch heute in Kultur und Traditionen allgegenwärtig ist. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Baudenkmäler lassen das Erbe unserer keltischen Vorfahren lebendig werden. Die Kelten lebten in der Eisenzeit, etwa zwischen 600 v.Chr. bis 43 n.Chr., als ihre Ära mit dem Einzug der Römer nach Großbritanniens endete.

Alltagsleben

Viele Kelten lebten in Wales in eingefriedeten Siedlungen auf Hügeln, sogenannten Hillforts, die oft durch Gräben oder Böschungen nach außen hin geschützt waren. Sie bauten Weizen und Gerste an und hielten Schafe, Rinder und Schweine. Handwerklich bekannt sind die Kelten heute vor allem für ihre Arbeiten aus Ton, Metall und Holz, die sie mit typischen Mustern kunstvoll verzierten. Archäologen haben aus dieser Zeit komplexe Artefakte gefunden, darunter Schmuck, Rasiermesser, Kämme und Haarschmuck, der heute in Museen ausgestellt ist. Zudem wissen wir, dass die Kelten ein kriegerisches Volk waren, das Schilde, Speere und Schwerter benutzte. Schlachten begingen sie zu Fuß und mit Streitwagen.

Die Priester der Kelten bezeichnete man als Druiden. Stark beeinflusst wurden sie durch die Natur und ihre Umwelt, und sie dienten in ihren Gemeinschaften auch als Lehrer und Richter.

 

Hillforts

Einige der schönsten keltischen Siedlungen, die man in Wales besichtigen kann, sind: 

 

Ancient stone ruins of Castell Dinas Bran framed by a gloomy sky.

Castell Dinas Bran, nahe Llangollen, Nordwales

Heilige

Ohne Frage ist Saint David, der Schutzpatron der Waliser, der berühmteste Heilige in Wales. Zu seinen Ehren wird jährlich am 1. März der Nationalfeiertag begangen. Er war Vegetarier und trank ausschließlich Wasser. Um sein Leben ranken sich viele Legenden; sicher ist jedoch, dass er Bischoff und Klostergründer in St Davids war. Nach seiner Mutter Saint Non, sind ganz in der Nähe eine Quelle und eine Kapelle benannt.

Ein weiterer bedeutender Heiliger ist St Illtud, der in der Nähe von Cardiff bei Llantwit Major eine Klosterschule betrieb. Hierher kamen zahlreiche Mönche aus Irland, der Bretagne und aus Cornwall, die den christlichen Glauben in ihrer Heimat verbreiteten. St Patrick, der Schutzheilige der Iren, war ebenfalls gebürtiger Waliser. Er segelte von der Insel Anglesey aus nach Irland.

Chapel of our Lady and St Non overlooking the cliffs and the sea.

Kapelle St Non's nahe St Davids

Pilgerstätten

In Wales gab es früh christliche Pilgerstätten und einige von ihnen sind auch heute noch populär bei Urlaubern und Pilgern:

  • Bardsey Island – auf Walisisch Enlli, ist bekannt als „Insel der 20.000 Heiligen“. Die  Pilgerstrecke führt über die Halbinsel Llŷn.
  • St Davids – im Mittelalter ersetzten zwei Pilgerfahrten nach St David eine nach Rom, und drei sogar die Pilgerreise ins Gelobte Land.
  • Holywell und der Schrein von St Winefride gelten noch heute als das „Lourdes von Wales“ – hierhin reisten in den vergangenen 1300 Jahren Pilger, die sich Heilung erhofften.
Bardsey Island, Halbinsel Llŷn.

Bardsey Island

Historische Stätten im Norden

  • Bryn Celli Ddu  – Eine bekannte prähistorische Stätte auf der Insel Anglesey bei Llanddaniel Fab. Sie besteht streng genommen aus zwei Stätten: einem Henge (ein neolithisches Erdwerk) umgeben von einem Steinkreis (wie Stonehenge in Wiltshire), der von einem Hügelgrab mit einem Durchmesser von 26m ersetzt wurde. Besucher gelangen durch einen schmalen Gang in eine oktogonale Kammer. Zu den Artefakten zählen menschliche Gebeine, Pfeilspitzen und verzierte Steine.
    Am längsten Tag des Jahres, dem 21. Juni, fällt bei Sonnenaufgang das Licht direkt in den Gang und erleuchtet so die Grabkammer.  
  • St Beuno’s Church, Clynnog Fawr – Die mittelalterliche Kirche ist Startpunkt der Pilgerroute nach Bardsey Island.  Sie ist bekannt für ihre eindrucksvollen Holzarbeiten an Stützen, Kruzifixen und an der Kanzel sowie für die Sonnenuhr aus dem 8. oder 9. Jahrhundert.
  • St Winefride’s Well Shirne, Holywell – Die Quelle ist Schauplatz der Legende von St Winefride. Noch heute können Pilger und Besucher an bestimmten Tagen an traditionellen Baderitualen teilnehmen.
  • Tre'r Ceiri Hillfort – Eine Höhensiedlung in 485m auf dem Gipfel des Berges Yr Eifl auf der Halbinsel Llŷn. Sie gilt als eine der besterhaltenen und eindrucksvollsten steinernen Hillforts in ganz Großbritannien. Die steinernen Schutzwälle sind stellenweise noch in voller Höhe erhalten und Besucher können die Überreste von über 150 Steinhütten besichtigen. Das Hillfort wurde im 4. Jh. aufgegeben.
  • Ynys Llandwyn / Llanddwyn Island – bei Newborough. Kulisse der Legenden um die walisische Schutzpatronin der Liebenden, St Dwynwen, und den Heiligen St Beuno. Heute kann man hier eine heilige Quelle und die Ruine der St Dwynwen gewidmeten Kirche besichtigen. St Dwynwens Gedenktag ist der 25. Januar, der auch als Walisischer Valentinstag bezeichnet wird.
Eine heilige Quelle in einem Kirchengebäude mit steinernen Bögen.
Kirchturm mit steinernen Gebäuden und einer Rasenfläche im Vordergrund.

St Winefride’s Well Shirne, Holywell, Nordwales

Historische Stätten in Mittelwales

  • St David, Llanddewi Brefi – Die Geschichte der Kathedrale von St David’s lässt sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen und es gibt viele Verbindungen zu dem walisischen Schutzheiligen. Sehenswert ist auch die Sammlung keltischer Kreuze auf dem Kirchhof.
  • St Tysilio and St Mary’s Church, Meifod – Wichtiger Ort für die frühchristliche Tradition des Landes und seine ersten Heiligen. Hier finden sich auch Hinweise auf das einstige Königreich Powys.

Historische Stätten im Süden und Westen

  • Castell Henllys Iron Age Village – Nachbau eines Dorfes aus der Eisenzeit inmitten des Pembrokeshire Coast Nationalparks.
  • St Illtud's Church, Llantwit Major, bei Cardiff – Eine sehenswerte keltische Kirche aus dem frühen 12. Jahrhundert, die aufwendig restauriert wurde.
  • Pentre Ifan, Pembrokeshire – Megalithisches Portalgrab oberhalb der Newport Bay existiert  bereits seit über 5000 Jahren. Das Monument aus drei aufrecht stehenden Steinen, die einen fünf Meter langen ‘Deckstein’ stützen ist das bekannteste in Wales.
  • St Brynach’s Church, Nevern – Die Kirche ist dem Heiligen St Brynach gewidmet und vor allem bekannt für das kunstvoll verzierte Keltische Kreuz. Der Legende nach findet sich ganz in der Nähe ein blutender Eibenbaum.
  • St Davids Cathedral, St Davids – Dem Schutzheiligen der Waliser gewidmet, der hier begraben liegt. Der gewaltigen Kathedrale verdankt der Ort auch seinen Status als kleinste Stadt Großbritanniens.
View of St Davids Cathedral at sunset

St Davids Cathedral

Sprache

Walisisch (Cymraeg) ist die älteste Sprache Großbritanniens und wurde womöglich schon vor 4000 Jahren hier gesprochen. Das macht sie zur ältesten noch lebendigen Sprache Europas. Viele Historiker glauben, dass die keltische Sprache Großbritannien um 600 v.Chr. erreichte. Diese Sprachvariante nannte man Brittonic (oder Brythonisch) und sie war die Grundlage für das Walisische, das Kornische sowie das in Frankreich gesprochene Bretonische, die sich noch heute in vereinzelten Wörtern ähneln.

Laut einer Zählung im Jahr 2011 beherrschen 19 Prozent der über 3-Jährigen in Wales die Walisische Sprache. Am häufigsten ist die Sprache im Westen und im Nordwesten des Landes verbreitet, vor allem in den Grafschaften Gwynedd, Carmarthenshire and Ceredigion. Walisisch lernen ist heutzutage wieder zum Trend geworden und viele Eltern melden ihre Kinder an sogenannten Welsh-Medium Schulen an, an denen zweisprachig unterrichtet wird. Aber auch an regulären Schulen ist Walisisch bis zum 16. Lebensjahr heutzutage Pflichtfach. Reisende hören in Wales neben Englisch auch häufig Walisisch und alle Schilder (inklusive der Beschilderungen von Straßen und Geschäften) sind ebenfalls zweisprachig.

Nant Gwrtheyrn auf der Halbinsel Llŷn ist ein Sprachzentrum für Walisisch. Hier werden auch Schnupperkurse für Urlauber angeboten, die gern auch einfach nur ein paar Grundbegriffe und Redewendungen erlernen möchten!

Luftaufnahme von Nant Gwrtheyrn inmitten grüner Landschaft am Meer.
Steinhäuser in Nant Gwrtheyrn mit Blick auf den Rasenplatz.

Nant Gwrtheyrn, Nordwales

Useful words and phrases:

Bore da – Guten Morgen
Prynhawn da – Guten Tag
Nos da – Gute Nacht
Croeso i Gymru – Willkommen in Wales
Iechyd da! – Prost!
Tafarn – Pub
Diolch – Danke
Da iawn – Sehr gut

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