In Wales gibt es viele Orte, an denen man hervorragend speisen kann – unter anderem auch in den diversen Michelin-Sterne-Restaurants – wie ich auf meiner kulinarischen Tour selbst erleben konnte. Ich habe mich auf diese Genussreise begeben, nachdem im Jahr 2022 rekordverdächtige acht Restaurants in Wales mit Michelin-Sternen ausgezeichnet wurden und die Sterne auch 2023 behalten haben.

Vier davon – Sosban and the Old Butchers, Beach House, The Whitebrook und The Walnut Tree – konnten ihre Sterne halten. Zwei weitere Restaurants – Palé Hall in Llandderfel und Chapters in Hay on Wye – wurden für ihr Engagement im Bereich Nachhaltigkeit in der Gastronomie mit jeweils einem Grünen Stern ausgezeichnet. Und dann ist da noch der Neulinge am Sternenhimmel: Home in Penarth, das während der Coronapandemie eröffnet wurde.

Ein rotes Schild mit der Aufschrift MICHELIN 2022 an einer weißen Hauswand unter einer Lampe.

The Whitebrook, Monmouth, Südwales

Das Restaurant Ynyshir darf sich zum ersten Mal in der Geschichte von Wales über gleich zwei Sterne freuen. Mein Rat: folgen Sie meinem Beispiel, unternehmen eine Rundreise durch Wales und besuchen eines oder alle Restaurants. Jedes hat seinen ganz eigenen Charme und einzigartigen Reiz.

Home, Penarth

Wenn Sie in der Nähe von Cardiff oder im Vale of Glamorgen unterwegs sind, sollten Sie sich das Home, Penarth nicht entgehen lassen. Man weiß hier nicht so genau, was einen erwartet, wenn man an der Tür des Restaurants klingelt. Doch wenn man erst einmal hinter die luxuriösen grauen Vorhänge getreten ist, sollte man sich auf einen Abend voller Dramatik gefasst machen! Zum einen gibt es keine „Speisekarte“, sondern ein achtgängiges „Überraschungs-Degustationsmenü“ (£120), das voller kulinarischer Genüsse von Chefkoch James Sommerin und seiner Tochter Georgia steckt.

Eine Hand zieht einen dunkelgrauen Vorhang zur Seite um das Innere eines Restaurants zu zeigen.
Eine hellbraune, lederbezogene Speisekarte mit einem kreisförmigen, verschlungenen Muster auf der Vorderseite.

Restaurant Home von James Sommerin, Penarth, Südwales

Natürlich kann man vorab mögliche Unverträglichkeiten oder bestimmte Ernährungsformen angeben. Ich habe aber den Nervenkitzel der Vorfreude sehr genossen, nicht zu wissen, was mir serviert wird. Eingefleischte Sommerin-Fans freuen sich über klassische Erbsenravioli und was die beiden mit einem herzhaften Brotpudding (Bread and Butter Pudding) anstellen, muss man einfach gesehen haben.

Zwei braune Eierschalen mit Sauce gefüllt und in einer Schale auf Stroh gebettet.
Ein Schokoladendessert bestehend aus zwei Törtchen auf einem weißen Teller, auf einem Restauranttisch.
Ein Mann und eine Frau in einer professionellen Restaurantküche.

Bild 1: Blumenkohl-Espuma, Hühnerhaut, gebratene Zwiebel-Häppchen. Bild 2: Heißer Schokoladenfondant mit Erdbeer-Limetten. Bild 3: James und Georgia Sommerin. Restaurant Home von James Sommerin, Penarth, Südwales

The Walnut Tree, Llanddewi Skirrid

Wenn Ihnen der Sinn nach einem stilvollen Gastro-Pub oder Landbistro steht, dann sollten Sie einen Tisch im The Walnut Tree in der Nähe von Abergavenny reservieren. Ein Drei-Gänge-Menü kostet £45 – ein preiswertes Michelin-Erlebnis in Wales.

Im Inneren eines Restaurants mit einem großen Kamin als Mittelpunkt.
Außenansicht eines cremefarbenen Restaurants.

The Walnut Tree, Llanddewi Skirrid, Südwales

Vom hausgemachten Brot über saftiges Rindfleisch aus Bwlch in der Nähe von Brecon bis hin zu einem köstlichen Apfel-Clavados-Pudding – hier habe ich ein wunderbares Festmahl aus regionalen Zutaten und wohligen Herbstaromen genossen. Einen ganz besonderen Eindruck hinterließ eine eher einfache Vorspeise der Saison: Steinpilze und Pfifferlinge auf Sauerteigtoast mit etwas walisischem schwarzem Trüffel. Küchenchef Shaun Hills Menüs orientieren sich an Gerichten, die er selbst gerne isst und die in der klassischen kulinarischen Tradition von Wales verwurzelt sind.

Ein Teller mit Rindfleisch, gebratenem Wurzelgemüse, einem Ei und Soße.
Eine Apfeltart mit Eiscreme.

Bild 1: Rinderfilet mit Rinderhackfleisch und gebratenem Wachtelei. Bild 2: Warme Apfel-Calvados-Tarte. The Walnut Tree, Llanddewi Skirrid, Südwales

The Whitebrook, Wye Valley

Ein märchenhaftes Erlebnis erwartet Gäste im The Whitebrook im Herzen des malerischen Wye Valley. Chefkoch Chris Harrod ist ein wahrer Zauberer in der Küche, der aus „Waldfunden“ und „vergessenen Aromen“ wunderbare Gerichte zaubert. Ich war sehr angetan vom sechsgängigen Degustationsmenü (£68) mit gepökelter Makrele und feinstem Schweinefleisch aus dem Wye Valley. Aber zum ersten Mal überhaupt habe ich mich so richtig für ein vegetarisches Menü begeistern können. Das Rettichgericht und die Beifußrüben sahen einfach umwerfend aus. Ist das ein Zeichen der Zeit, frage ich mich? Vielleicht ist das gar nicht so überraschend, denn in letzter Zeit hat das Whitebrook seinen Fokus auf pflanzenbasierte Genüsse ausgerichtet.

Eine panierte Kugel auf Entenfleisch und Gemüse.
Ein langes, schmales Stück Fisch mit Apfelmus und mit Blumen verziert.
Ein Stück Fisch auf einem Bett aus gebratenem Gemüse, beträufelt mit einer grünen Soße.

Bild 1: Entenleber mit Stachelbeere, Beignet, Chicorée, Haselnuss. Bild 2: Mit Mädesüß gepökelte Makrele: Makrele, Apfel, Mädesüßbeize, Knusperblätter. Bild 3: In Beifußbutter gekochter Kabeljau aus Cornwall: Zucchini, Zwiebel, Regenbogenmangold, Beifußsauce. The Whitebrook, Monmouth, Südwales

Chapters, Hay-on-Wye

Etwas weiter nördlich am Fluss Wye befindet sich das Restaurant Chapters, das einer ähnliche Richtung folgt. Chefkoch Mark Mchugo lobt die ausgezeichneten regionalen Produkte und die saisonalen Geschmacksrichtungen. Das exzellente Dinner-Menü (£52) bietet eine „kulinarische Reise“ der Bücherstadt Hay on Wye.

Eine Illustration eines Flusses von verschiedenen Planzenarten umgeben.
Ein kleiner Berg Salat auf darüber geträufelter Sauce.

Karte regionaler Wildpflanzen und Kräuter und gegrillte Gartenbohnen mit Zucchini-Chutney und Tomaten-Crisp. Chaper, Hay-on-Wye, Mittelwales

Ähnlich wie das bekannte Chez Panisse in Berkeley, zieht das Chapters mit seiner hippen, entspannten Atmosphäre neugierige und aufmerksame Feinschmecker von nah und fern an. Starten Sie den Abend mit einem Glas hauseigenem Gin, der mit Bärenklau und Mädesüß versetzt ist und tauchen anschließend ein in die Tiefen der walisischen Winteraromen, die Sie hier erwarten.

Ein Stück Käse mit dünnen Crackern und einem Klecks Sauce.
Ein kleiner Cracker mit Käsekugeln oben drauf.

Bild 1: Caws Cenarth Caerffili, gebrannter Apfel, gewürzte Cracker. Bild 2: Karottencracker, Finn Cheese, Rowan Konfitüre. Chapter, Hay-on-Wye, Mittelwales

Beach House Oxwich

Apropos walisischer Winter: Die Zahl der Kaltwasserschwimmer nimmt zu, die nach einer belebenden Erweckung der Sinne und einer berauschenden, lebensbejahenden Erfahrung suchen. Die kulinarische Version eines erfrischenden Bades im Freien ist ein Besuch im Beach House Oxwich. Das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant bietet wirklich alles, was das Herz begehrt. Der Weg dorthin ist so eindrucksvoll wie der erste Atemzug frischer Seeluft, die Aussicht auf den Strand und eine unglaubliche Speisekarte, die das Beste vereint, was die Erzeuger der Halbinsel Gower zu bieten haben.

Ein holzverkleidetes Restaurant am Strand mit einer Außenterrasse.

Beach House, Oxwich Beach, Swansea, Westwales

Darüber hinaus schreibt Küchenchef Hywel Griffiths sein eigenes zweisprachiges Menü (£80-£110) für ein authentisches walisisches Kulturerlebnis. Mit seinem Laverbread-Brot und dem Bara Brith-Soufflé tauchen Sie tief in die walisische Kultur ein.

Ein aufgeschnittenes Brötchen in einer Schachtel, mit einem kleinen Topf Suppe und einem Töpfchen Butter an der Seite.
Ein großer Teller mit einem eingewickelten Fisch auf einem Strudel aus grünen und gelben Soßen.
Ein Restauranttisch an einem Fenster mit Blick auf den Strand.

Bild 1: Laverbread, Shir Gâr Butter mit Gower Kürbissuppe, gebratenen Miso-Pilzen, eingelegter Roter Bete, Mascarpone, gerösteten Kürbiskernen und Kürbisöl. Bild 2: Zitronenseezunge, Nori, geräucherte Paprika und Muschelsoße, Korianderöl, mit Kartoffelchips und Kaviar Bild 3: Gower Salzmarsch-Lamm: BBQ-Lende, Kohlrübe, Spinat, Brust-Ragu, geschlagene Kartoffel. Beach House, Oxwich Beach, Swansea, Westwales

Ynyshir, Eglwys Fach, Machynlleth

Und wenn wir schon von epischen Erlebnissen sprechen, wie bereitet man sich wohl am besten auf ein 30-Gänge-Menü mit 2 Michelin-Sternen vor, frage ich mich? Wenn wir über das „Ynyshir“ sprechen, dann ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann ganz einfach: Lassen Sie sich darauf ein. Seien Sie offen, erwarten Sie das Unerwartete und genießen Sie einen unvergesslichen, transzendentalen Trip.

Ein rostiges Schild mit Aufschrift 'Ynyshir' an einem steinernen Torpfosten, it einem gehörnten Schädel.
Eine Feuerstelle unter einem Unterstand im Freien, mit Sitzgelegenheiten darum.

Ynyshir, Machynlleth, Mittelwales

Der Preis von £350 pro Person ist eine echte Investition in eine fabelhafte kulinarische Pilgerreise. Beste unverfälschte Zutaten, die aus ganz Ceredigion bezogen werden, vereinen sich mit fernöstlichen Aromen. Der Name ist inzwischen weit über die Grenzen hinaus berühmt. Ynys hir bedeutet auf Walisisch ganz einfach „lange Insel“, weit entfernt von den üblichen gastronomischen Bemühungen. Küchenchef Gareth Ward und sein Team haben das Ansehen von Wales in der Welt auf den Kopf gestellt. Aus kulinarischer Sicht ist Wales nicht mehr einfach „am Ende der Welt“, sondern steht im Zentrum des Gastro-Olymps.

Ein ausgehöhlter Stein mit Garnelen und Bärlauch darin.
Ein Holzbrett mit zwei Stücken Ente und kleingeschnittenen Frühlingszwiebeln.
Eine Keramikschale mit Hummer und einer Sauce darin.

Bild 1: Garnele – Bärlauch. Bild 2: Peking-Ente Hoisin – Gurke – Frühlingszwiebel. Bild 3: Roher Hummerschwanz – Nahm Jim. Ynyshir, Machynlleth, Mittelwales

Palé Hall, Llandderfel

Von einem walisischen „Landsitz“ zum nächsten und doch ist es eine ganz andere Erfahrung. Oberflächlich betrachtet schreit das Henry Robertson-Restaurant in Palé Hall, in der Nähe von Bala, geradezu „alte Tradition“. Doch die Kreationen von Küchenchef Gareth Stevenson haben einen modernen walisischen Akzent und verleihen einem Dinner eine aufregende neue Dimension! Ehrlich gesagt haben mich einige dieser Aromen fast dazu gebracht, meine Serviette hinzuwerfen... Nein, Scherz beiseite, nur hier habe ich Begriffe wie „üppig“ und „exquisit“ geäußert; das Essen ist einfach ausgezeichnet.

Ein cremefarbenes, steinernes Landhaus in einem gepflegten Park.
Ein verziertes, hellgrün gestrichenes Esszimmer mit einem riesigen geschwungenen Erkerfenster.

Palé Hall, Palé Estate, Llandderfel, Bala, Nordwales

Das liegt zum Teil an der Lage des Restaurants: Palé Hall ist umgeben von vielen der besten Lebensmittelproduzenten in Wales. Von der Cae Pant Farm in Llandderfel über die Metzgerei TJ Roberts in Bala bis hin zu den Äpfeln aus dem eigenen Obstgarten auf dem Palé-Anwesen. Das gastronomische Feuerwerk (£80-110), das hier gezündet wird, verlangt nach stehenden Ovationen, gefolgt von der walisischen Nationalhymne!

Eine Muschelschale mit kleinen Jakobsmuscheln, Apfel und Rosinen.
Ein Nachtisch aus Sorbet, Beeren und Äpfeln.
Ein heller Gin-Cocktail auf einem Beistelltisch, vor einem Kamin mit großen Kerzen.

Bild 1: Jakobsmuschel-Tartar, Blumenkohl, Granny Smith, Rosinen. Bild 2: Brombeerblatt-Espuma, gebranntes Palé-Obstsorbet, Apfel-Gastrique, Brombeeren. Bild 3: Cocktail: Palé White Lady (Blue Slate Gin, Cointreau, Zitronensaft, Sirup). Palé Hall, Llandderfel, Bala, Nordwales

Sosban and the Old Butchers, Menai Bridge

Auf geht's zur Insel Anglesey und zur Ideenschmiede von Küchenchef Stephen Stevens im Sosban and the Old Butchers. Bei meinem letzten Besuch versteckte sich der Gastrokünstler noch in seiner Küche; mittlerweile operiert er alles vom Speisesaal aus. Einem Koch beim Reiben, Pürieren, Flambieren und Perfektionieren zuzusehen, ist ein wahrer Genuss! Es stimmt, es ist kein „Essen“, wie wir es normalerweise zu uns nehmen, aber wir sprechen hier ja auch von einer Küche auf Sterne-Niveau. Man muss wirklich bedenken, was ein preisgekrönter Koch bietet: Eine Vision, eine Ambition, der Akt der Kreation – das ist Essen als Kunstform und es ist wirklich aufregend zu sehen. Alle Gerichte des Degustationsmenüs (£175) waren außergewöhnlich. Mein Favorit? Lamm aus der Region mit Muscheln, gepaart mit Kaffee und Brokkoli. Unvorstellbar! Und doch, OMG...

Ein Chefkoch präpariert Essen an einer Kücheninsel mitten in einem Restaurant.
Eine Kugel Sorbet auf einem kleinen Berg Gemüse mit ein paar grünen Sprossen.
Eine Porzellanschale mit einem panierten Fisch.

Bild 1: Zubereiten von Speisen. Bild 2: Selleriesorbet, geschlagene Buttermilch, Apfel. Bild 3: Kabeljau-Crackling, Currybanane, Meerfenchel, saure Erdnuss. Sosban and the Old Butchers, Menai Bridge, Anglesey, Nordwales

Es sind diese kontinuierlichen Gespräche und kreativen Kooperationen der Sterneküchen mit Erzeugern, die über Generationen von Erfahrung verfügen und diese tiefe Liebe zum Land und zum Meer. Es geht ihnen um die Akzeptanz und das Verständnis der Bedingungen des Ortes, an dem man leben und atmen will. Eine selbstbewusste Erkenntnis, dass regionale und saisonale Produkte y gorau yn y byd! das Beste sind, was es gibt. Schließlich ist es ein Geschenk an ihre Gäste, von dem sie hoffen, dass sie es annehmen werden. Viele werden sie für immer als eine wunderbare Erinnerung an Wales behalten.

Ähnliche Beiträge