Wales' jahrtausendealte Geschichte ist eng mit dem Meer verbunden. Wir nehmen Sie mit auf Entdeckungsreise in die ereignisreiche Vergangenheit von Wales und haben dabei das Meer immer fest im Blick.

Meister von einst

Beginnen wir mit der Geschichte von Wales anhand der unzähligen Burgen und Festungen entlang der walisischen Küste. Jeder, der im 13. Jahrhundert eine Festung erbaute, wusste, wie wichtig eine freie Sicht auf das Meer ist, denn alle Arten von Angriffen konnten sehr wohl auch von der Küste her kommen. Im Nordosten des Landes liegt Flint Castle, die erste Burg des sogenannten „eisernen Rings“ von Festungen, die von Englands König Eduard I. gebaut wurden, um die Waliser zu besiegen. Obwohl Flint Castle nicht so perfekt erhalten ist wie die anderen Burgen von König Eduard I., hält es dennoch eine wahnsinnige Atmosphäre und prächtige Geschichte parat und in Shakespeares berühmten „Richard II“ dient es als Schauplatz der Gefangennahme Richard des Zweiten.

An der Küste von Nordwales stehen noch vier weitere Burgen dieses einstigen eisernen Rings: Conwy, Beaumaris, Caernarfon und Harlech, die gemeinsam mit der Stadtmauer in Conwy ein UNESCO Weltkulturerbe bilden. Alle vier sind imposante, ‚richtige‘ Burgen – solche, wie man sie als Kind mit Lego-Steinen nachbaute, mit Burggraben, Türmen, Innenhöfen und ‚Mauern inmitten von Mauern‘; tatsächlich wird Beaumaris oft als die ‚technisch perfekteste‘ Burg Großbritanniens bezeichnet. Für Besucher sind alle vier geöffnet und es finden auch regelmäßig Veranstaltungen statt.

Criccieth Castle, eine der begehrtesten und meist umkämpften Festungen des Landes, ist ein weiteres Juwel in Nordwales. Llywelyn der Große hatte sie um 1230 erbaut, bevor sich Eduard I. ein Stück vom Kuchen abschnitt und einige ‚Verbesserungen‘ durchführen ließ - wie zum Beispiel einen speziellen Turm für ein Steinkatapult - bevor letztendlich Owain Glyndŵr im frühen 15. Jahrhundert das Anwesen eroberte und große Teile davon in der letzten großen Rebellion der Waliser gegen die Engländer niederbrannte. Es ist nicht schwer zu erkennen, was die Burg so begehrenswert machte – Criccieth liegt auf einer Landzunge zwischen zwei Stränden, umgeben von Wasser. Schon der Landschaftsmaler William Turner war von ihr fasziniert und so sollte man sie auf jeden Fall für den spektakulären Meerblick besuchen.

Bild von Beaumaris Castle, Nordwales.
Caernarfon Castle mit Meer und Bäumen im Hintergrund.

Beaumaris Castle und Caernarfon Castle

Auch im Südwesten, in Pembrokeshire, wimmelt es nur so an historisch faszinierenden Bauten - von frühen Festungen über massive Ritterburgen bis hin zu einem Bischofspalast. Manorbier Castle ist dabei eine der schönsten Burgen direkt am Meer. Der Schriftsteller Gerald von Wales wurde hier im Jahr 1146 geboren und bezeichnete die Burg als den ‚angenehmsten Ort in Wales‘. Der normannisch herrschaftliche Wohnsitz liegt oberhalb der Küste mit Blick auf einen wunderschönen Strand. Es gibt zahlreiche Treppen, Türme und Festungsmauern, die man erkunden kann sowie wunderschön ummauerte Gärten.

Eine weitere Burg, die zwischen den Normannen und Walisern den Besitz wechselte, ist Llansteffan in Carmarthenshire. Das Castle befindet sich in malerischer Lage auf einer Düne hoch über der Mündung des Flusses Twyi. Ursprünglich aus Erde und Holz erbaut, wurde die einstige Festung später in eine mächtige Burg verwandelt, die für kurze Zeit zwischen 1405 und 1406 auch von Owain Glyndŵrs Unterstützern gehalten wurde. Owain Glyndŵr war der letzte Waliser der rechtmäßig den Titel eines Fürsten von Wales trug. Er startete im Jahr 1400 einen Aufstand gegen die englische Herrschaft in Wales und gilt als walisischer Nationalheld.

Llansteffan Castle an der Küste Carmarthenshires.
Eine Familie, die mit ihrem Hund am Strand von Manorbier spazieren geht.

Llansteffan Castle und Manorbier Beach, Carmarthenshire

Prächtige Herrenhäuser

An den Ufern der Meerenge Menai Strait, die das nordwalisische Festland von der Insel Anglesey trennt, liegt das denkmalgeschützte Anwesen Plas Newydd, was auf Walisisch neues Herrenhaus bedeutet. Es ist der Stammsitz des Marquis von Anglesey und die Geschichte des Hauses reicht über 500 Jahre zurück. Das wunderschöne Haus mit herrlicher Aussicht über die Meerenge und auf die Berge von Eryri (Snowdonia) hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. Das ursprüngliche Tudor-Haus wurde 1793 vom Architekten James Wyatt verändert, bevor es in den 1930er Jahren für die Familie des 6. Marquis von Anglesey modernisiert wurde, die es zu Ihrem Hauptwohnsitz machte. Plas Newydd beherbergt eines der größten und bekanntesten Wandbilder im Vereinigten Königreich, das vom Künstler Rex Whistler gemalt wurde.  Im Rahmen des "Behind the Stage" können Sie das Gemälde in einer ganz neuen Art und Weise erleben, mit Beleuchtung und einer vom britischen Musikkünstler Simon Pyke komponierten Musikpartitur. In dem angrenzenden Wald voll riesiger Rhododendren und Hortensien kann man herrlich spazieren.

In Richtung Süden, auf der Halbinsel Llŷn, liegt das verwunschene Plas yn Rhiw, welches ebenfalls vom National Trust verwaltet wird. Das Haus hat eine schöne Geschichte; 1938 übernahmen es die drei Keating-Schwestern, restaurierten es liebevoll und statteten es mit Kunstwerken der ehemaligen Bewohner und deren Gästen aus. Zudem wurde es mit architektonischen Besonderheiten des Architekten Sir Clough Williams-Ellis (Portmeirion) aufgewertet. Von den Gärten aus, deren verwinkelte Ecken zu einem Picknick oder einer kleinen Auszeit einladen, hat man einen atemberaubenden Blick über Llŷn.

 

On the water looking at the Plas Newydd building with blue sky behind and green trees surrounding.

Plas Newydd, Nordwales

Nahe der Küste und noch weiter im Süden liegt ein weiteres Schmuckstück, das zum National Trust gehört: Llanerchaeron. Das Haus ist ein fantastisches Beispiel für die frühen Arbeiten des Architekten John Nash, der sogar einen Teil des Buckingham Palace entwarf. Im 18. Jahrhundert erbaut, blieben die Villa und der Farmkomplex 200 Jahre lang weitgehend unverändert und so geben sie heute einen wunderbaren Einblick in einen typischen Landwirtschaftsbetrieb um 1794 mit Werkstätten, Pferdeställen, Brauerei, Getreidekammern und ummauerten Gemüsegärten. Auf den umliegenden Wiesen grasen alte  Haustierrassen wie Welsh Back Rinder, Llanwenog Schafe und eine seltene walisische Schweinerasse. Fleisch, Obst, Gemüse und Kräuter von der Biofarm, die auf dem Gelände betrieben wird, werden im Laden vor Ort verkauft.

Weiter südwestlich in Richtung Pembrokeshire gibt die rekonstruierte Siedlung Castell Henllys einen Einblick in das Leben vor über 2600 Jahren. Archäologen haben hier zwei Jahrzehnte lang gegraben, was dazu führte, dass die strohgedeckten Gebäude aus der Eisenzeit auf deren ursprünglichen Fundamenten wiederaufgebaut werden konnten. Castell Henllys, das auf zwölf Hektar Land inmitten von malerischen Flusswiesen liegt, ist nur zehn Minuten von der Küste entfernt. Auf der Anlage können nicht nur Skulpturen bewundert werden, sondern auch das ‚Old Roundhouse‘, das älteste rekonstruierte Rundhaus aus der Eisenzeit in Großbritannien.

Lebendige Geschichte

Es ist einer der bezauberndsten Orte in ganz Wales. Seit dem 6. Jahrhundert stand an der Stelle, an der heute die St Davids Cathedral in Pembrokeshire steht, ein Gotteshaus. Mit dem Bau der heutigen Kathedrale wurde um das Jarh 1180 begonnen. Sie ist aus kambrischem Sandstein erbaut und über die Jahrhunderte folgten immer wieder An- und Umbauten. Dank der Kathedrale erhielt der kleine Ort St. Davids von Queen Elizabeth II. das Stadtrecht verliehen und ist damit die kleinste Stadt Großbritanniens. Im 12. Jahrhundert war St Davids so bedeutend, dass der Papst erklärte, zwei Wallfahrten nach St Davids kämen einer Wallfahrt nach Rom, und drei einer nach Jerusalem gleich! Heute ist die Kathedrale für Besucher und Kirchgänger geöffnet, aber auch für Musikliebhaber – denn im Mai und Juni findet alljährlich an zehn Tagen das St Davids Cathedral Festival mit klassischer und moderner Musik statt.

View of St Davids Cathedral at sunset

Die sehenswerte Kathedrale von St Davids

Ein weiterer besonderer Ort ist das magische Dorf Portmeirion in Nordwales. 50 Jahre lang arbeitete der Architekt Sir Clough Williams-Ellis liebevoll daran, seine Vision eines Dorfes nach italienischem Vorbild an der nordwalisischen Küste umzusetzen. 1931 wurde das Hotel eröffnet, in dem Künstler, Adlige, Politiker und Magnate, sowie bekannte Autoren und Dramatiker übernachteten, darunter H. G. Wells, George Bernard Shaw, oder Noël Coward.

Zurück ins 6. Jahrhundert und zu Orten von religiöser Bedeutung: St Trillo’s Chapel, die an der Küste bei Rhos-on-Sea steht, besteht seit etwa 1500 Jahren, wird aber noch heute genutzt und bietet Platz für gerade einmal sechs Kirchgänger. Es ist Großbritanniens kleinste Kapelle, die an einem vorchristlichen und geweihten heiligen Brunnen steht, über welchen der Altar gebaut wurde – das Wasser wurde bei Taufen in der Gemeinde verwendet.

Blick auf Portmeirion, Nordwales.
Blick auf den Garten von Portmeirion Nordwales.

Portmeirion in Nordwales

Sie interessieren sich für die Geschichte des walisischen Schiefers? Dann sollten Sie unbedingt von der Hafenstadt Porthmadog mit der historischen Ffestiniog Railway  nach Blaenau Ffestiniog zu Llechwedd Slate Caverns fahren. Während einer einstündigen Deep Mine Tour erhalten Teilnehmer spannende Einblicke in die Geschichte des Schieferabbaus in Wales im 19. Jahrhundert, erleben ein wahres Abenteuer auf einer Geländetour durch die Berge oder werden bei einem Schiefer-Workshop aktiv. Sie möchten mehr Nervenkitzel? Dann wartent in den Zip World Caverns spannende Abenteuer unter Tage, wie ein unterirdisches Trampolin-Paradies oder rasend schnelle Ziplines.

Ffestiniog and Welsh Highland Railway
Ffestiniog Railway steam engine winds its way through the Dduallt station spiral loop

Ffestiniog Railway

Legenden und Geschichten

Zu allen historischen Meilensteinen gibt es Geschichten, doch einige wurden zu Legenden. St Govan’s Chapel ist eines dieser Beispiele; die wunderschön gelegene Einsiedelei, die nahe von Bosherston im Pembrokeshire Coast Nationalpark in die Klippen der Steilküste gehauen wurde, ist nur über einige sehr steile Stufen zu erreichen. Der Legende nach soll die Zahl der Stufen beim Aufstieg anders sein, als noch beim Abstieg gezählt.

Wenn eher draufgängerische Abenteuer Ihr Ding sind, werden Sie sich freuen, dass viele der bekanntesten Piraten der Geschichte aus Wales stammen. Der erfolgreichste Pirat kam aus Little Newcastle in Pembrokeshire, aus Fishguard, um genau zu sein. Bartholomew Rogers, auch bekannt als ‚Black Bart’, der für seinen scharlachroten Mantel bekannt war, war allerdings kein typischer Draufgänger – er hielt auf seinem Schiff Gottesdienste ab und trank statt Rum lieber Tee. Bart kaperte in seinem Leben mehr als 400 Schiffe, doch sein Mantel kostete ihn letztenendes dann sein Leben – da er durch ihn zu einem gut sichtbaren Ziel wurde. Und so bestätigte sich seine Vorhersage: „Ein lustiges Leben und ein kurzes, das sei mein Motto“. Sein bis heute bekanntestes Vermächtnis: die Flagge mit dem Totenkopf! Ein weiterer furchtloser walisischer Pirat war Captain Henry Morgan, nach welchem ein berühmter Rum benannt ist. Besuchen Sie das alljährliche South Wales Pirate Festival, bei dem Piraten zum Leben erwachen, Schlachten nachgestellt und Getränke in einer Taverne aus dem 17. Jahrhundert ausgeschenkt werden.

Wenn Sie die Legenden des Motorsports faszinieren, sollten Sie zum Strand Pendine Sands in Carmarthenshire fahren. An diesem, einem der längsten Strände in Wales, wurden etliche Landgeschwindigkeitsrekorde aufgestellt und gebrochen. Genau hier hat 1925 der Rennsport-Draufgänger Sir Malcolm Campbell einen Rekord von 241 Stundenkilometer aufgestellt, den er anschließend selbst noch zwei weitere Male an dem Strand brach. Der Waliser J. G. Parry-Thomas brach den Rekord auch, verstarb aber leider beim letzten Versuch in seinem Gefährt ‚Babs‘. Im Museum of Speed können Sie sich ‚Babs‘ in der ganzen restaurierten Schönheit ansehen und viel über diese legendären Sandrennen erfahren. 

Ein langer Sandstrand.

Pendine Sands, Carmarthenshire

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